Kinder sind das wertvollste Gut einer Gesellschaft – ein etwas provokanter Vergleich- gewürzt mit Sinnsprüchen, die nachdenklich stimmen sollten
Kein Staat im arabisch sprachigen Nahen Osten kann sich als Sozialstaat bezeichnen, kann es sich leisten, Kindergeld zu zahlen oder kann in der nach wie vor brisanten sicherheitspolitischen Situation den Jüngsten ganz besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Dennoch stehen die Kinder im Mittelpunkt des Alltags, werden in jeder Hinsicht respektiert, gefordert und vor allen geliebt. Das wenige, was man hat, soll zuerst den Kindern zugute kommen, ganz bewusst dessen, dass sie nicht nur die „lebende Altersvorsorge“ sind, sondern auch die Zukunft des Landes einst gestalten werden.
Dem ersten Eindruck nach können Kinder dort tun und lassen was sie wollen, scheinen „vogelfrei“ und "wild" zu sein. Doch dieser Eindruck von den temperamentvollen, ungezügelten kleinen Wesen täuscht. Hundertprozentig geborgen in der -meist- Großfamilie wird ihnen eine von Liebe und Konsequenz geprägte Erziehung (Respekt vor den Älteren, Mitverantwortung für die Jüngeren, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, Toleranz,…) und Bildung, die sie zu Persönlichkeiten heranreifen lässt, die fähig sind, für das Wohl der Familie zu sorgen und einen würdigen Platz in der Gesellschaft einzunehmen.
Ich selbst habe noch nirgendwo so aufgeschlossene, motivierte, lerneifrige und dankbare Kinder erlebt, wie im Libanon.
Ja, die Umwelt formt auch dort die Kinder. Und auch dort machen die Kinder nicht nur selbst Erfahrungen, sondern die Erfahrungen formen auch die Kinder selbst. Deutsche Kinder sammeln auch Erfahrungen, werden auch davon geformt. Aber überwiegen nicht bald die eindeutig negativen? Wie sieht es mit einer liebevollen Geborgenheit in der „Keimzelle der Gesellschaft“, der Familie aus, vor allem in einer Familie, die- vom Staat provozierte- Existenzängste plagt? Wie, wo, von wem und nach welchen moralischen Prinzipien und mit welcher Konsequenz wird unser Nachwuchs erzogen und gebildet? Und wie sieht es aus mit der Liebe zum Kind, mit Respekt vor den Interessen des Kindes und mit der Achtung vor der kindlichen Persönlichkeit?
- „Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben“ (Buck)
- „Der Erwachsene achtet auf Taten, das Kind auf Liebe.“ (Indien)
- „Die Klugheit eines Menschen lässt sich aus der Sorgfalt ermessen, womit er das Künftige bedenkt.“ (nach Lichtenberg)
Wie sieht es mit der Nächstenliebe, Toleranz, Mitverantwortung für Jüngere, den Respekt vor dem Alter und der Achtung vor von anderen geschaffenen Werten aus? Gehören nicht Desinteresse an gesamtgesellschaftlichen Belangen, die Missachtung selbstverständlichster Verhaltensnormen, Gewaltbereitschaft, Neid, Missgunst, Mobbing, Egoismus,“ Coolsein“ immer mehr zum „normalen“ Alltagsgeschehen? Keiner wird als schlechter Mensch geboren, sondern von negativen Erfahrungen dazu gemacht.
- „Der reißende Strom wird gewalttätig genannt, aber das Flussbett, das ihn einengt, nennt keiner gewalttätig.“(Brecht)
- „Wie du den Kuchen gebacken hast, wirst du ihn essen müssen.“
- „Ursachen bestehen lassen und die Wirkungen beseitigen zu wollen ist Narrenwerk.“ (Liebknecht)
- „Tatsachen lassen sich nicht aus der Welt schaffen, in dem man sie ignoriert.“
- „Gelegentlich stolpern die Menschen über die Wahrheit, aber die meisten von ihnen stehen wieder auf und laufen weiter, als sei nie etwas geschehen.“ (Churchill)
- „Wer den Schuldigen schont, tut den Unschuldigen unrecht.“
- „Wer die Zügel fest in der Hand hält, kann auf die Peitsche verzichten.“
Gestatten wir den Medien und den falschen Vorbildern nicht zu viel Einfluss auf unsere Kinder? Sollte der emotionalen Erziehung, der „Herzensbildung“ nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden? Kann nicht heute schon der Jüngste nur dann bestehen, wenn er gezielt seine Ellbogen einzusetzen versteht?
- „Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral, eine die sie predigt und nicht anwendet- und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt.“ (Russel)
- „Die Vernunft usurpiert die Rechte des Gefühls, und ihre Gesetze beschränken die Taten des Herzens.“ (Forster)
- „Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“
Wie lässt es sich mit dem Image eines hochentwickelten Sozialstaates vereinbaren, dass Kinder- trotz Kindergeld- zu einem kaum finanzierbaren Luxus (degradiert zum bloßen Kostenfaktor) werden, die nicht nur einer Karriere im Wege stehen, sondern selbst auch die Einstellungschancen vermindern? Wie kann es sein, dass eine kinderreiche Familie, die aus finanziellen Gründen nicht mit den neuesten Trends mitzuhalten vermag, schnell als „asozial“ eingestuft wird?
Fragen über Fragen, die sich diejenigen stellen sollten, die politische Verantwortung tragen und letztendlich auch die, die diese Verantwortungsträger an ihre Positionen wählen.
- „Was uns not tut, sind nicht Phrasen sondern Taten.“
- „Macht ohne Verstand hat keinen Bestand.“
- „Wenn die Worte nicht stimmen, misslingen die Werke.“ (Konfuzius)
- „Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun.“(Ebner-Eschenbach)
- „Wer A sagt, muss nicht unbedingt auch B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ (Brecht)
- „Mancher hält es für Fortschritt, wenn er beim Rückwärtsgehen nicht fällt.“ (nach Rolfs)
- „Der Politiker denkt an die nächsten Wahlen, der Staatsmann an die nächste Generation.“ (Gladstone)
- „Eine große Entscheidung darf nicht (nur) danach getroffen werden, was sie sogleich einbringt.“ (Scheer)
- „In der Politik soll man weniger versuchen, neue Gelegenheiten zu schaffen, als die sich bietenden zu nutzen.“ (La Rochefoucauld)
Kinderfreundlichkeit, wie man sie in arabischen Ländern auf Schritt und Tritt erlebt, sollte auch hier – nicht nur in Worten- an aller erster Stelle stehen, denn sie ist wohl die wichtigste Voraussetzung, um der Gesellschaft eine gewaltfreie, eine friedliche, eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen.
- „Keine Zukunft vermag gutzumachen, was du in der Gegenwart versäumst.“ (Schweitzer)
- „Wer für die Zukunft sorgen will, muss die Vergangenheit mit Ehrfurcht und die Gegenwart mit Misstrauen aufnehmen.“(Joubert)
- „Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken.“ (Newton)
- „Die Erde sehnt sich nach Ruhe, die Menschheit nach Frieden und die Geschichte will nicht mehr Taten der Gewalt und des Hasses, sondern Taten der Liebe verzeichnen.“